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Entstehung des Bahnhofs Weißenberg im Maßstab 1:87 Familiäre Gründe führten dazu, dass ich als Berliner 1998 das Städtchen Weißenberg in Sachsen kennen gelernt habe. Als Modelleisenbahner interessiert man sich natürlich gleich
für die eisenbahntechnische Erschließung vor Ort. Da die Stadt eine Bahnhofstraße besitzt, muss es natürlich auch einen Bahnhof geben. Schon vor meine erste Reise nach Weißenberg wurde mir von meiner Freundin der
Wind aus den Segeln genommen und ich erfuhr, dass der Bahnanschluss schon 1972 eingestellt wurde. Meine Neugier lies mich trotzdem nicht los und ich erkundete das Umfeld der Bahnhofstraße. Gleich am Ende, kurz vor dem
Ortsausgang in Richtung Löbau/Bautzen stand auf der linken Seite ein Backsteingebäude, welches nur ein Bahnhofsgebäude sein konnte. Es war ein typischer Einheitsbau mit zwei Etagen, der auch noch in anderen Regionen von
Sachsen vorhanden ist.In den nächsten Monaten versuchte ich immer mehr über diesen Bahnhof zu erfahren. Das gesamte Umfeld wurde nach noch vorhandenen Spuren abgesucht und im Bild festgehalten. Erstaunlich waren doch
noch fast alle Hochbauten vorhanden und man konnte die ehemalige Gleislage nachvollziehen. Immerhin sind seit der Einstellung 1972 26 Jahre vergangen. Zum Glück ist aber der Fortschritt in der damaligen DDR und damit
die Infrastruktur (Umgestaltung von Orten) nicht so schnell voran geschritten wie in der Bundesrepublik. Der Bahnhof war an zwei Strecken angebunden. Zum einen an der Staatsbahnstrecke Löbau – Weißenberg
31.07.1895, ab 10.11.1903 - 27.05.1972 weiter über Radibor - Baruth nach Bautzen. Auf der anderen Seite des Bahnhofs endete die ehemalige Kleinbahnstrecke der Görlitzer-Kreisbahn (Gö.Kr.B.) 17.12.1913 –
30.09.1972, an einen extra vorhandenen Bahnsteig. Dieser trug zeitweise die Bezeichnung „Weißenberg/Süd“. Der Bahnhof Weißenberg der Gö.Kr.B., war der einzigste Bahnhof der Strecke, der auf sächsischem Gebiet lag. Nun aber zurück zum eigentlichen Thema, die Umsetzung ins Modell. Gleisbau Der Gedanke war, den Bahnhof so ins Modell umzusetzen, dass er in einem extra Zimmer passt.
Eine Idee, die Kleinbahn als sächsische Schmalspurbahn auszuführen, wurde durch einen guten Modellbahnfreund, Thomas Rose, ausgeredet. Er befasst sich selber mit der Umsetzung des Bahnhofs Uhlenhorst, der
Mecklenburg-Pommerschen Kleinbahn (MPSB), im Maßstab 1:87. Er war und ist der Meinung, wenn man einen Bahnhof nach Vorbild baut, dann auch einhundertprozentig. Eine Einstellung, die ich aus heutiger Sicht nur
unterstützen kann. Ansonsten geht man am Ende auf zu viele Kompromissen ein und der Bahnhof hat mit dem Vorbild nichts mehr gemeinsam. Genau in diesen Zeitraum war es, dass ich mein erstes Treffen beim Fremo besuchte.
Von der Vielfältigkeit der einzelnen bis ins Detail durchgestalteten Bahnhöfe war ich so sehr angetan, dass sofort der Gedanke kam, den Bahnhof Weißenberg für Fremo-Treffen zu bauen und die Idee mit der Zimmeranlage
fallen ließ. Nun war ich bestrebt, den Bahnhof so Vorbildgetreu wie möglich ins Modell umzusetzen. Zunächst galt es abzuwägen, wie groß die gesamte Länge werden kann. Der Bahnhof soll ja noch unter normalen
Verhältnissen transportfähig sein. Ich habe einem Fremo-Mitglied, Martin Balser, den originalen Gleisplan von Weißenberg in die Hand gedrückt und ihn darum gebeten, diesen Plan sinnvoll auf Module zu platzieren. Bei
der Verwendung von Tillig-Elite Gleisen kam eine Gesamtlänge von 9,80 Meter mit 10 einzelnen Modulteilen zustande. Zu diesem Zeitpunkt entstanden beim FREMO schon die ersten Bahnhöfe mit maßstäblichen Weichen, mit
der klassischen EW 190 -1:9. Diese gab es unter anderem als Bausätze vom BahnSinn-Shop (heut zu Tage auch als Fertigmodell) oder von Michael Weinert. Mein Gedanke, den Bahnhof ebenfalls mit Maßstäblichen Weichen zu bauen, scheiterten an folgenden
Punkten.
- die Gesamtlänge des Bahnhofs wurde mir zu groß. (9,80m ist schon eine beachtliche Länge)
- die Anzahl der Weichen von 21 Stück plus 2 DKW - eine preisliche Hürde bei Fertigweichen von BahnSinn.
- die Zeit für den Bau bei Selbstbauweichen - eine weitere unabschätzbare Zeitspanne, wie lange sich der Gleisbau hinziehen würde.
- die Selbstbauweichen von Michael Weinert, deren Fertigung damals gerade noch in den Kinderschuhen steckte und die nur in kleinen Stückzahlen nach und nach auf Bestellung gefertigt wurden.
Heut zu Tage bietet auch der Großserienhersteller Tillig, die EW 190-1:9 Weichen an.
Kompromisse sind allerdings einige Details und die nicht vorbildgerechte Profilhöhe.Gut, die Entscheidung musste aber damals (2004) getroffen werden und somit ist der Bahnhof in seiner jetzigen Form mit Tillig-Elite
Weichen gebaut worden und für FREMO-Treffen einsatzfähig. Selbst RP 25-fine Fahrzeuge laufen auf den Gleisen problemlos. Modulkästen Die Fertigung der Modulkästen, wurde bei einer
Tischlerei in Baruth (Sachsen) in Auftrag gegeben. Sie bestehen aus 15mm starker, wasserfest verleimter Sperrholzplatte, die oben mit einer Deckplatte fest verschlossen sind. Die Kästen haben eine Höhe von 18cm und sind
bei den größeren Kästen (1,40m x 0,60m) und den Kurvenmodulen mit Querstreben verstärkt. Aufgebaut ergibt der Bahnhof eine feste Einheit, der bei unvorsichtigem durchtauchen und mit dem Rücken hängen bleibend, nichts so
schnell zu erschüttern ist. Sicherungstechnik Die Sicherungstechnik wurde auch vom Vorbild übernommen. Dazu wurde ein Schlosswerk mit Riegel angefertigt, an dem die Fahrstraßen
mittels Schlüssel der einzelnen Weichen eingestellt werden. Erst wenn alle Weichen, die in einer Fahrstrasse liegen, am Modul verschlossen sind und die Schlüssel im Schlossbrett stecken, kann der Riegel soweit geschoben
werden, dass der Schlüssel für das Signal „A“ oder „F“ (der Bahnhof Weißenberg besitzt nur auf der Staatsbahnseite zwei Einfahrsignale.) freigegeben wird. Bei Rangierarbeiten werden alle Schlüssel dem Schlossbrett
entnommen. Am Modul werden damit die Weichenschlösser aufgeschlossen und alle Weichen lassen sich per Hand stellen. Auf der Kleinbahnseite (Gö.Kr.B.) wird der vereinfachte Nebenbahndienst angewendet, somit steht an
der Einfahrt eine Trapeztafel (So5). Die Weichen sind ebenfalls verschlossen und den Schlüssel dazu hat der Zugführer des ankommenden Zuges. Hochbauten Alle Gebäude wurden von mir
mit Corel-Draw gezeichnet. Das Empfangsgebäude und deren kleiner Anbau wurden dann zum Lasern in Auftrag gegeben. Das kleine Nebengebäude neben dem EG und den kleinen Schuppen der Bahnmeisterei, habe ich aus 2mm Messing
ätzen lassen. Der einständige Lokschuppen der Kreisbahn wird ebenfalls so entstehen. Der Hersteller Busch bietet jetzt auch geleserte Gebäudemodelle an. Eine Neuheit für den Herbst 2009, ist ein
typischer zweiständiger Lokschuppen, wie er oft in Sachsen anzutreffen war. Dieser entspricht dem des Vorbildes, wie er bis in die 40er Jahre in Weißenberg vorhanden war. Dies und der Güterschuppen sind noch genug
Arbeit für die kommenden langen Winterabende... |